Mit diesem Wortspiel wird eine gewisse Aussage über unsere aktuelle Zeit getätigt. Wir leben in durchaus – zumindest vergleichsweise – unruhigen Zeiten. Scheint die Corona-Krise kein Thema mehr zu sein, wird doch von der Krise der Demokratie, der Klimakrise, der Energiekrise und noch von allerlei anderen Krisen gesprochen.
Was ist eine Krise überhaupt? Die Bundeszentrale für politische Bildung bietet folgende Definition an:
Krise
[griech.] K. bezeichnet eine über einen gewissen (längeren) Zeitraum anhaltende massive Störung des gesellschaftlichen, politischen oder wirtschaftlichen Systems
s. Krisen bergen gleichzeitig auch die Chance zur (aktiv zu suchenden qualitativen) Verbesserung.
Quelle: Schubert, Klaus/Martina Klein: Das Politiklexikon. 7., aktual. u. erw. Aufl. Bonn: Dietz 2020. Lizenzausgabe Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung.
(hier zitiert nach: https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/politiklexikon/17759/krise/ )
Warum wird in einem Artikel der Fachschaft Ethik ein Artikel aus einem Politiklexikon zitiert?
Der Lehrplan Ethik sieht für die 11. Jahrgangsstufe im Lernbereich 2 das Thema „Politische Ethik“ vor. Dabei geht es nicht nur um „Klassiker“ der Philosophie, die politische Fragen betrachtet haben, wie z.B. Thomas Hobbes, Immanuel Kant, Aristoteles und Platon. Sondern es geht auch um die Frage, was uns diese vermeintlich alten Ansätze über unsere Jetztzeit noch sagen können. Es geht hierbei um grundlegende Fragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens, um Merkmale und Erscheinungsformen von totalitären Regimen, um Gefahren für die Demokratie heute und noch um einiges mehr. Die Schülerinnen und Schüler der 10. und 11. Jahrgangsstufe, die gemeinsam in einem Ethikkurs unterrichtet werden, setzten sich im vergangenen Schuljahr mit dieser Frage auseinander. Im Vorfeld wurde unter dem Lehrplanthema „Philosophische Betrachtungen des Menschen“ der Kantschen Frage, „Was ist der Mensch?“ nachgegangen.
An dieser Stelle findet sich eine Auswahl, was die Schüler hierzu anzumerken haben:
Auguste Rodin: Der Denker
„Staatsideen der Philosophen
Wenn im Ethik Unterricht das Thema Konzepte für einen idealen Staat der Philosophen, wie z.B. Platon oder Aristoteles, aufgebracht wird, haben die meisten Schüler die Vorstellung, dass die nächsten Unterrichtstunden ziemlich langweilig werden. Vor allem natürlich, weil die Texte aus dieser Zeit einem oft sehr altmodisch und unklar vorkommen. Doch oft wird nicht beachtet, dass unsere Staatsform in Deutschland, die Demokratie, die zwar in vielen Bereichen Europas selbstverständlich scheint, während diese für viele Menschen auf unserer Erde in ihrem Land gar nicht vorstellbar ist, wahrscheinlich gar nicht präsent wäre, wenn da nicht die viele Ideen und Konzepte dieser Philosophen gewesen wären. Genau aus diesem Grund ist es so wichtig, sich mit diesen Ideen für Staatsformen auseinanderzusetzen, da wir dadurch ein besseres Verständnis für politische Prinzipien entwickeln aber auch kritisch über die Organisation unserer Gesellschaft nachdenken können.“
Im Fach Ethik haben wir uns dieses Schuljahr 2023/2024 unter anderem mit solchen Fragen intensiv beschäftigt. Wir haben diskutiert, was den Menschen ausmacht, ob er ein Mängelwesen ist, ein Gemeinschaftswesen oder vieles mehr. Besonders interessant fand ich dabei die Bezeichnung des Menschen als soziales Wesen, also dass wir ohne den Kontakt zu anderen Menschen nach der Geburt gar nicht überleben könnten! So definierte auch Aristoteles den Menschen als „Zoon politikon“, also ein Wesen, das in Gemeinschaften existiert und sich durch seine Fähigkeit zur Kommunikation auszeichnet. Des Weiteren haben wir uns mit den Konzepten von Gerechtigkeit nach Platon und Aristoteles auseinandergesetzt sowie mit dem Thema Menschenwürde. Durch einen gut strukturierten Unterricht waren die Themen und philosophischen Fragen immer höchst interessant dargestellt. Diese Themen sind nicht nur theoretisch informativ, sondern haben auch direkte Auswirkungen auf unser tägliches Leben. Indem wir uns mit der Natur des Menschen und der Bedeutung von Gerechtigkeit auseinandersetzen, können wir ein tieferes Verständnis für unsere eigenen Handlungen und Entscheidungen entwickeln. Die Auseinandersetzung mit der Menschenwürde kann uns dabei helfen, respektvoller und einfühlsamer im Umgang mit unseren Mitmenschen zu sein. Vor allem in der Schule sollte man auf einen respektvollen Umgang mit seinen MitschülerInnen und LehrerInnen achten!
Im Ethikunterricht des Jahres 2023/24 haben wir uns mit einigen Philosophen auseinandergesetzt. Unter anderen: Immanuel Kant, Jean Jacques Rousseau, Platon, Aristoteles, Sigmund Freud und Thomas Hobbes. Gemeinsam haben wir das Menschen- und Weltbild dieser Persönlichkeiten angeschaut und verglichen. So geht beispielsweise Hobbes davon aus, dass jeder Mensch jedem Anderen ein Feind ist (homo homini lupus est) und es ohne eine oberste Gewalt, die die Ordnung bewahrt nur Krieg herrscht. Eine andere Ansicht dazu, wäre die von Immanuel Kant, der davon überzeugt ist, dass der Mensch ein vernünftiges und entwicklungsfähiges Wesen ist, dass jedoch durch seine Faulheit und Feigheit gefesselt ist (Aufklärung). Doch wir haben uns nicht nur verschiedene Menschenbilder angeschaut, denn wir befassten uns ebenso mit unterschiedlichen Staatssystemen und den Grundelementen der Gerechtigkeit. Es sind uns beispielsweise viele Unterschiede zwischen den Idealen Staatssystemen von Platon und Aristoteles aufgefallen, was sich auch in ihren Lehren widerspiegelt (Ideenlehre)<—> (Empirie). Eine geeignete Verfassungsform nach Aristoteles sei eine Politie(=Volksherrschaft), in der alle Kinder gleich erzogen werden sollen aber dennoch die Macht von den Wohlhabenden ausgeht. Bei Platon hingegen besteht ein idealer Staat aus 3 Teilen: der Vernunft der Tatkraft und das Begehren. Zu diesen Aspekten werden jeweils Berufe zugeordnet: Vernunft —> politische Führer, Tatkraft—> Wächter/Krieger, Begehren—> Bauern/Handwerker/Händler/Unternehmer. Zusätzlich sollen Aufstieg und Abstieg zwischen diesen Ebenen möglich sein und die politischen Führer sollen philosophisch gelehrt sein.
Heute bringen uns diese Philosophien und Erkenntnisse insofern etwas, da wir aus ihnen Lernen können, dass der Mensch nicht so einfach zu begreifen ist und sehr komplexe Gedankengänge notwendig sind, um die Eigenart des Menschen zu verstehen und zu erklären, warum wir Menschen uns so verhalten wie wir es tun. Außerdem kann man erkennen welche geistigen Schritte vorwärts oder rückwärts uns zum heutigen Leben geführt haben, sowie woraus wir definitiv noch etwas lernen und was wir verbessern müssen.
Im Verlauf des Schuljahres 2023/24 haben wir uns mit verschiedenen Philosophen und deren Ideen eines idealen Staats auseinandergesetzt. Aristoteles beispielsweise bezeichnet den Menschen als "zoon politikon", also als staatenbildendes Wesen. Sein Staatsmodell beruht auf der Empirie, was bedeutet, dass es auf Erfahrungen und Erkenntnissen beruht. Laut ihm ist die beste Verfassungsform, die der Volksherrschaft bzw. "Politie", bei welcher grundsätzlich die Macht von der Mehrheit ausgeht, jedoch ein großer Vorteil bei den wohlhabenderen Bürgern liegt, was eher auf eine Oligarchie hindeutet. Auf der anderen Seite werden die Kinder der Reichen gleichermaßen, wie die Kinder der Armen erzogen, wodurch Chancengleichheit garantiert wird. Grundsätzlich hat die Verfassungsform nach Aristoteles einen guten Ansatz, jedoch weisen der fehlende Minderheitenschutz, sowie der Aspekt, dass alle Menschen die gleiche Kleidung tragen müssen, was die freie Entfaltung des Individuums beschränkt, nicht zu missachtende Kriterien auf.
Die philosophische Deutung des Menschen umfasst verschiedene Ansätze und Theorien, die sich mit der Natur, dem Wesen und der Bedeutung des Menschen auseinandersetzen. Einige Philosophen halten den Menschen für ein vernunftbegabtes Wesen, das in der Lage ist, moralische Entscheidungen zu treffen und die Welt zu reflektieren. Andere Philosophen jedoch sehen den Menschen als ein soziales, geistiges oder schöpferisch-kulturelles Wesen. Auch heutzutage wird die Bedeutung des Menschen noch oft diskutiert, sei es im Kontext von Umweltproblemen oder globalen Herausforderungen. Immer wieder macht man sich Gedanken darüber, wie der Mensch seine Rolle in der Gesellschaft erneuern kann, eine nachhaltige und gerechte Zukunft zu gestalten.