Am 12.03.2020, also einen Tag bevor der bayerische Ministerpräsident Markus Söder in Reaktion auf die Ausweitung der Corona-Pandemie die Schließung aller Schulen, Kindergärten, Kitas und noch eine ganze Reihe anderer Maßnahmen bekannt gab, besuchte Ilan Katz, ein pensionierter und passionierter Geschichts- und Politiklehrer aus Israel, das Frobenius-Gymnasium. Initiiert und organisiert wurde dies vor Ort von der Fachschaft Religion in Kooperation mit der Fachschaft Sozialkunde. In zwei Vorträgen - zum einen vor Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 9+, zum anderen im Anschluss vor Schülerinnen und Schülern der Q11 und Q12 - gab Ilan Katz einen Vorgeschmack darauf, wie es sich anfühlt, wenn der Staat in die Lebensgestaltung eingreift. So schilderte Herr Katz im aktiven Gespräch mit seinen jungen Zuhörern, wie weit ein religiöser Staat das tägliche Leben seiner Bürger mitbestimmt, auch wenn er sich als Demokratie definiert.
Zunächst sprach Herr Katz jedoch über seinen Aufenthalt in Deutschland, dass er seit einigen Jahren immer wieder auf Vortragsreise käme, um deutschen Schülerinnen und Schülern vom Leben in Israel zu berichten.
Dabei erzählte er auch von seiner Familie, seiner Frau, seinen drei Kindern. Familie Katz lebt in Ma´alot, einer kleinen Stadt im Norden Israels, nicht weit entfernt von der Grenze zum Libanon. In dieser Kommune leben auch Palästinenser und Christen, Tür an Tür mit Israelis. Streitereien sind an der Tagesordnung; meist geht es um Kleinigkeiten. Das Leben dort, wie auch anderswo, könnte recht einfach und angenehm sein.
Aber leider, und das ist vielleicht eines der eigentlichen Themen dieser Gesprächsrunde, ist dem nicht so. Die permanent angespannte Sicherheitslage in und um Israel herum lässt ein dauerhaft friedliches Zusammenleben als kaum vorstellbar erscheinen. Immer wieder kommt es zu bedrohlichen Eskalationen.
Über die Schuldfrage Deutschlands sprach Herr Katz indes nicht. Auch nicht als das israelisch-deutsche Verhältnis zur Sprache kam. Vielmehr stand wieder der persönliche Zugang im Vordergrund. Eine seiner Töchter hat in München studiert, und lebt dort mit ihrem deutschen Mann. Manche seiner Nachbarn und Freunde in Israel finden dies sehr befremdlich. Schließlich war München doch die „Hauptstadt der Bewegung“ der Nationalsozialisten. Herr Katz sprach auch von seinem Sohn, der nie über seine Erfahrungen aus dem Kriegseinsatz in Gaza erzählen will. Die Präsenz des Militärs ist im Alltag in Israel allgegenwärtig.
Neben vielen persönlichen und aufmerksam beobachteten Details rückte die „große“ Weltpolitik immer wieder in den Fokus. Stets band Herr Katz die Schülerinnen und Schüler ins Gespräch mit ein, stellte Fragen, kommentierte und ließ Einwände zu. Ganz so wie es ein guter Lehrer eben tut. Die jungen Menschen dankten ihm mit gespannter Aufmerksamkeit, dass er ihnen tiefe Einblicke in sein Leben als Betroffener und Beteiligter gewährte und ihnen gleichzeitig die Zusammenhänge globaler Weltpolitik erklärte.
Am Ende des bewegten und bewegenden Vortrags wurde deutlich, wie bewegt die Zeiten auch in unserem Land sind, als Herr Katz erwähnte, dass er vor wenigen Stunden erfahren habe, wie schnell er wieder nach Israel zurückreisen müsse. Das ist bedauerlich, denn es waren noch weitere Vorträge an anderen Schulen in Deutschland geplant. Die sich stetig verschärfende Corona-Krise aber machte es zwingend notwendig, dass Herr Katz mit einem der letzten Flugzeuge von Deutschland aus nach Israel zurückkehrte. Zum Abschied versprach Herr Katz aber, wieder zu kommen. Wir wünschen Gesundheit und eine gute Reise, über ein Wiedersehen würden wir uns sehr freuen ...
E.-M. Conrad, C. Albrecht-Schübel, Dr. B. Schlereth